In den guten alten Zeiten, als das Schwingen noch durch und durch vaterländisches Brauchtum war, hatte der Königstitel keinen materiellen Wert über den Tag hinaus. Ein Thema war höchstens, ob der König den Siegermuni behalten oder verkaufen wird. Mehr als ein paar Tausendernoten bekam er dafür nicht.
Heute ist die Frage, welchen Werbewert der neue König hat – und der Erlös aus dem Verkauf des Siegermunis ist höchstens ein Trinkgeld. Erst seit 2010 dürfen Schwinger Geld für Werbung kassieren und im Jahr 2024 investierte die Werbewirtschaft exakt 3’371’570 Franken in die «Bösen». Diese Zahl ist bekannt, weil die Schwinger ihre Werbeverträge beim Verband offenlegen und zehn Prozent ihrer Werbeeinnahmen an den Verband abliefern müssen. 2011 waren es erst 607’000 Franken.
Diese Zahlen stimmen auch deshalb, weil es ja in der Werbung keinen Schwarzmarkt gibt: Ich kann nicht Werbung machen und gleichzeitig verheimlichen, dass ich Werbung mache. Nur gut 100 der rund 3000 aktiven Schwinger kamen letzte Saison zu Werbeverträgen und 80 Prozent der Gesamtsumme sackten weniger als 10 «Böse» ein. Nun ist die Frage: Für wie viel Geld kann der neue König seine Zwilchhosen zu Markte tragen?
Seine bisherigen Werbeeinahmen werden auf rund 300’000 Franken geschätzt. Der Königstitel bringt ihm natürlich Mehrwert auf dem Werbemarkt. Aber bei Weitem nicht im gleichen Umfang wie bei Christian Stucki, dem König von 2019.
Kenner bringen es auf den Punkt: Armon Orlik ist werbetechnisch nur ein halber Christian Stucki. Er dürfte in den nächsten Jahren lediglich rund halb so viel verdienen wie der König von 2019 im Ruhestand. Christian Stucki ist die Werbeikone des Vaterländischen und nach seinem Rücktritt vor zwei Jahren der «Bernhard Russi im Sägemehl». Seine Werbeeinnahmen werden auf aktuell über 700’000 Franken geschätzt. Auch der soeben entthronte Joel Wicki kommt bei Weitem nicht auf die gleichen Werbeeinnahmen wie Christian Stucki.
Warum ist der neue König werbetechnisch nur ein halber Stucki? Wer mit einem rauen, volkstümlichen Kerl wirbt, will einen rauen, volkstümlichen Kerl. Schwergewichtig, bodenständig, kommunikativ, mit träfen Sprüchen. Mehr bauernschlau als intellektuell, mit einer Persönlichkeit, die währschafte Ess- und Trinkgewohnheiten vermuten lässt. Und einen Namen, der zum Sägemehl passt. «Chrigu» ist nun mal volkstümlicher als «Armon». Christian Stucki – «Posterboy» der bodenständigen Werbekultur. Und darüber hinaus wird er vom cleveren und umtriebigen Werbeprofi Rolf Huser vermarktet.
Etwas polemisch formuliert: Armon Orlik ist als «Sokrates des Schwingens» so etwas wie der «Anti-Stucki» der Sägemehlkultur: Ein eher introvertierter Intellektueller des Hosenlupfs. Bescheiden und leise in der Art, stark in der Tat. Das bringt ihm viel Respekt und Sympathien ein. Aber er ist nicht der Selbstdarsteller auf dem Boulevard der Eitelkeiten, um das ganz grosse Geld mit Werbung zu machen.
Kenner sind sich einig: Christian Stucki, obwohl seit Mitte 2023 nicht mehr aktiv, bleibt auch nach Mollis 2025 der landesweit populärste, bekannteste und bestverdienende Schwinger. Und wird bis zum nächsten Eidgenössischen 2028 in Thun annähernd doppelt so viel Werbegelder kassieren wie der regierende König Armon Orlik.